05.03.2012

"Stets gern für Sie beschäftigt"

Seit gut einem Jahr ist der Erinnerungsort "Topf & Söhne" in Erfurt in Betrieb. Eine umfangreiche und sehr zeitgemäß gestaltete Ausstellung stellt einen Ort vor, der insbesondere durch das Wirken von Tätern geprägt ist: Hier wurden die Krematoriumsanlagen zahlreicher Konzentrations- und Vernichtungslager entwickelt und gebaut.

Auf dem Vorplatz des ehemaligen Verwaltungsgebäudes
von "Topf und Söhne" in Erfurt

Unsere deutsch-polnische Gruppe besichtigte die Ausstellung im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Firma im Rahmen einer deutsch- und englischsprachigen Führung. Rebekka Schubert, pädagogische Mitarbeiterin des Erinnerungsortes, und Rüdiger Bender, Vorsitzender des Förderkreises, widmeten sich an diesem Sonntagnachmittag während mehr als zwei Stunden unserem Interesse und unseren Fragen. Auch die drei an unserem Projekt beteiligten Zeitzeug/innen nahmen intensiv an der Besichtigung und den sich immer wieder entspinnenden Gesprächen teil.

Janusz Garlicki, ehemaliger
Häftling in Buchenwald
Eine der zentralen Botschaften, die dabei immer wieder betont wurde, lautete: Um der NS-Terrorherrschaft vortrefflich dienen zu können, musste man weder von nationalsozialistischer Ideologie indoktriniert sein noch unter Zwang handeln. Das Beispiel der Firmenchefs und Ingenieure von "Topf & Söhne" zeigt, dass Perfektionismus und ehrgeiziges Streben nach technologischem Fortschritt, gepaart mit Konkurrenzdenken innerhalb wie außerhalb des Unternehmens, völlig ausreichten, um den Nationalsozialisten zu diensten zu sein und Ihnen somit ihr massenmörderisches Handwerk überhaupt erst zu ermöglichen. Zahlreiche Dokumente, die in der Ausstellung zu sehen sind, führen zu dieser bestürzenden Erkenntnis.

Wir bedanken uns herzlich für die Möglichkeit, den Erinnerungsort "Topf & Söhne" zu besuchen und unsere Begegnung um wichtige Aspekte zu bereichern!

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Die Begegnung "O przypominaniu i zapominaniu - Vom Erinnern und Vergessen" wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft, des Deutsch-Polnischen Jugendwerks sowie der Doris-Wuppermann-Stiftung für soziale Demokratie.