01.03.2012

Schicht für Schicht - Arbeiten am ehemaligen Lagergefängnis abgeschlossen


Arrestzellenbau des Gefängnishofs
(Photo: Ida Haurand)
Im Rahmen eines umfassenden landschaftsarchitektonischen Gestaltungsplanes wurde die Gedenkstätte Mittelbau- Dora in den letzten Monaten umgestaltet. Hauptzielsetzung war, die von der DDR vorgegebenen Erinnerungswege aufzuarbeiten, bauliche Relikte vor dem weiteren Verfall zu schützen und zugleich das architektonische Ensemble von Arrestzellenbau, Gefängnishof und Hinrichtungsstätte sichtbar zu machen.

Doch welche Wege werden beschritten um eine ehemalige Hinrichtungsstätte wieder sichtbar zu machen? Eine bekannte Problematik, die in Gedenkstätten zu unterschiedlichen Ansätzen geführt hat. Im ehemaligen Konzentrationslager Mittelbau- Dora wurden die Mauern hinter denen einst KZ – Häftlinge unter unmenschlichen Verhältnissen hausten oder getötet wurden neu errichtet.

Die Frage der Pietät einer originalgetreuen Rekonstruktion wird mit einer eher ungewöhnlichen Betongusstechnik beantwortet. Ziel: Alles soll einsehbar sein, damit für den Besucher die Dimension des Grauens möglichst gut vorstellbar ist. Um nicht den Eindruck zu erwecken, ein ehemaliges Konzentrationslager wieder neu zu erbauen, wurden im Falle von Mittelbau- Dora mehrere  Betonschichten auf das nun mehr als 65 Jahre alte Original gegossen.
Ehemalige Hinrichtungsstätte
(Photo: Ida Haurand)

Auf ein Drahtkorsett konnte wegen der noch bestehenden Mauerreste verzichtet werden. Mit besonderer Feststampftechnik wurden die Ruinen des Arrestzellenbaus, des Gefängnishofes und der Hinrichtungsstätte auf einheitliche Größe Stück für Stück mit Beton aufgegossen.

Die Schichten in denen der Beton die Ziegelsteinmauer ergänzt sind klar sichtbar und vermitteln eine gewisse künstlerische Ästhetik. Die KZ- Gedenkstätte Mittelbau- Dora ist geprägt von Veränderungen und Neuschaffungen. Zu DDR Zeit wurden erste Wege des Gedenkens beschritten und ein Mahnmal errichtet. Dieses wurde erneuert, verändert und erweitert. Zwei Baracken wurden neu geschaffen, jedoch nicht rekonstruiert. Zuletzt folgten die Mauern.
Die Gedenkstätte will keine Rekonstruktion durchführen, eigentlich. Trotzdem stellt sich bei der Besichtigung des ehemaligen Konzentrationslagers die Frage, was ist hier eigentlich noch echt? Andererseits: Können wir das, was wirklich noch „echt“ ist, besser verstehen?

Ida Haurand

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Die Begegnung "O przypominaniu i zapominaniu - Vom Erinnern und Vergessen" wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft, des Deutsch-Polnischen Jugendwerks sowie der Doris-Wuppermann-Stiftung für soziale Demokratie.